Das Signal ernst nehmen
In meinem letzten Blog „Was ist eigentlich Schmerz?“ vom 04.09.2017 habe ich über die Funktion dieses unangenehmen Gefühls gesprochen.
Heute geht es darum, wie man damit umgehen sollte.
Wenn Schmerz ein Signal des Organismus ist, dann sollte man dieses auch ernst nehmen. Bei dem Beispiel mit dem verstauchten Finger wird wahrscheinlich eine Ruhigstellung bereits reichen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Aber was ist, wenn jemand häufig Knieschmerzen hat? Wenn diese Person den Schmerz medikamentös unterdrückt, wird sie vielleicht dadurch andere therapeutische Maßnahmen vernachlässigen, wie zum Beispiel, die Funktion des Knies mittels Gymnastik, Yoga, Akupunktur oder einfach ein bisschen Bewegung aufrecht zu erhalten. Dadurch wird sich unter den Schmerzmitteln der Zustand des Knies wahrscheinlich eher verschlimmern. Ein gravierenderes, aber nicht minder häufiges Beispiel: Kopfschmerzen! Hier bedarf es noch eher einer Bestimmung des Grundes! Hinter Kopfschmerzen können alle möglichen Erkrankungen stehen, von einem verspannten Nacken über Blutarmut bis zu tumorösen Geschehen.
Verstehen Sie mich nicht falsch! Schmerzmittel haben absolut ihre Berechtigung und sind häufig ein Segen und es ist absolut angemessen, wenn man Schmerzen hat, diese mit Schmerzmitteln zu behandeln. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Schmerzen so stark sind, dass die Nebenwirkungen der Medikamente in Kauf genommen werden müssen oder die traurige Ausnahme, wenn Menschen so stark erkrankt sind, dass man einen Teil ihres Leides nur noch auf diese Weise erträglich machen kann.
Man sollte dies jedoch nicht mit einer Therapie der Ursache verwechseln.
Wenn ein Patient über Schmerzen klagt, sollte zunächst deren Ursache ermittelt werden.
Abermals ein Beispiel: Eine Patientin klagt über häufige Kopfschmerzen! Ihre Symptome und ihre Aussagen ergeben zusammen mit ihrem Blutbild, dass sie einen Eisenmangel hat. Dieser Mangel hat häufig Kopfschmerzen als ein Symptom (von vielen weiteren, deretwegen man aber keinen Mediziner konsultiert, zum Beispiel Müdigkeit). Hinter diesem Eisenmangel kann eine verstärkte Regelblutung genauso wie ein Krebsgeschehen stehen. Wenn als erste Maßnahme ein Schmerzmittel genommen wird, wird dieses Problem niemals entdeckt und schon gar nicht behandelt. Für die Patientin ist ja ihr Problem-der Schmerz-gelöst. Sie weiß ja nichts, um dessen Ursache. Den Schmerz einfach auszuschalten, wäre in diesem Fall, wie wenn man in einer Chemiefabrik die rote Warnleuchte überklebt, weil sie ständig blinkt.
Falls Sie also das nächste Mal zum Pillenregal greifen, weil nach der knallharten Arbeit der Kopf platzen will, denken Sie daran, dass ihr Organismus Ihnen damit etwas sagen will!