Das Bindegewebe als Mülldeponie
Es gibt im menschlichen Körper verschiedene Formen von Geweben. Eines davon ist das Bindegewebe. Der Laie bringt dies sicherlich mit Aussagen wie „Ich habe schwaches Bindegewebe!“ oder mit Celluliten in Verbindung. Aber was ist es eigentlich genau?
Der Name „Bindegewebe“ sagt bereits aus, welche stiefmütterliche Rolle es lange Zeit in der Medizin gespielt hat: Das eben, was zwischen den anderen Geweben liegt, aber selbst nicht so wichtig ist. Das hat sich insbesondere in den letzten Jahren geändert, seit Faszien in aller Munde sind, denn sie gehören ebenfalls zum Bindegewebe. In Faszien dominiert ein bestimmtes Protein, nämlich Kollagen. Dieses Protein macht die Faszien besonders reißfest.
Es gibt aber noch andere Arten von Bindegewebe. Allen gemein ist, dass sie von einer Art zwischensubstanz umgeben sind, sozusagen das Bindegewebe des Bindegewebes, und genau darum soll es hier gehen: Die Grundsubstanz oder Extrazellulärmatrix.
Der Wiener Histologe Prof. Dr. Alfred Pischinger (1899-1983) war der erste, der mit seinem Buch „Das System der Grundregulation“ diesem Gewebe die angemessene Aufmerksamkeit gewidmet hat. Deshalb wird es auch Pischinger-Raum genannt.
Aber was ist die Grundsubstanz? Der Mensch besteht aus unglaublich vielen Zellen. Alleine die roten Blutkörperchen eines einzelnen ergäben nebeneinander eine Strecke, die man fünf Mal um die Erde legen könnte, und das obwohl jedes einzelne rote Blutkörperchen nur 7,5 Millionstel Meter durchmisst. Dabei gibt es ganz vermiedene Zelltypen, zum Beispiel Muskelzellen, Hautzellen, Nervenzellen usw. Nehmen wir Beispielsweise die Zellen, aus denen der Darm besteht und die, aus denen Blutgefäße (Adern) bestehen. Damit Nährstoffe, die über die Nahrung in den Darm gelangt sind in das Blut gelangen, wo sie dem Organismus zur Verfügung stehen, müssen sie erst aus dem Darm durch dessen Wand und dann die Wand des Gefäßes passieren, um im Blut anzukommen. Obwohl dies ein gewisser Weg ist, grenzen die Darm- und Gefäßzellen nicht direkt aneinander. Zwischen ihnen liegt die Grundsubstanz. Diese muss überwunden werden, wenn Austausch zwischen den verschiedenen Zelltypen stattfinden soll. Dies ist überall am Körper so, weswegen man sie als eigenständiges, großes Organ bezeichnen kann. Um Ihre Funktion gut erfüllen zu können, sollte die Grundsubstanz möglichst gut mit Wasser durchsetzt sein, damit sie keine feste Barriere für den Austausch von Nährstoffen darstellt.
In unserem Beispiel wird deutlich, dass die eigentliche Arbeit die Darmwandzellen und die Blutgefäßzellen leisten. Damit sie dies können, müssen sie einwandfrei funktionieren. Wenn sie durch Gifte, wie ich sie im letzten Blog beschrieben habe, in ihrer Funktion eingeschränkt werden, muss der Körper handeln: Er muss die Gifte neutralisieren. Irgendwann übersteigt aber die Flut an schädlichen Einflüssen die Fähigkeit des Körpers zu kompensieren. Die Gifte werden aber nicht weniger und der Körper legt sie „auf Halde“. Der Ort, wo er dies zunächst relativ unbeschadet tun kann, ist die Grundsubstanz.
Aber dies klappt auf Dauer genauso wenig, wie es immer mit Müllverklappung läuft: Irgendwann muss man sich darum erneut Kümmern, wenn die Deponie zu voll ist. Der Wassergehalt der Grundsubstanz wird weniger und sie verschlackt. Sie behindert den Austausch der Zellen.
Chronische Erkrankungen nehmen häufig genau hier ihren Ausgang. Wenn die Grundsubstanz vermüllt ist, tun die Gifte ihre Wirkung und der Patient bekommt Probleme. Die Gifte beschäftigen den Körper dann ständig, es kommt zu kleinen Dauerentzündungen.
Deshalb ist es in der Naturheilkunde Gang und Gebe, dass bei vielen Erkrankungen zunächst versucht wird, die Grundsubstanz von Müll zu befreien.
Dies ist dann genau das, was man als „Entgiften“ bezeichnet. Gelingt dies, stellt sich die Frage, wie man dieses frei gewordenen Gift aus dem Körper herausbekommt. Das nennt man dann „Ausleiten“. Wie das funktioniert, schreibe ich später.